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Gleichheit & Gerechtigkeit und die biologische Notwendigkeit dieser Illusionen

  • Saif Al Basri
  • 30. Jan. 2016
  • 3 Min. Lesezeit

Ein Mensch stirbt nicht, wenn er seine Fähigkeit zum Atmen, sondern wenn er die Fähigkeit zum Wünschen verliert! Er ist schon das einzige Geschöpf, das Illusionen schafft und es dabei genießt, diese zu realisieren.

Erst die Möglichkeit, einen Traum zu verwirklichen, macht unser Leben lebenswert. Seit Tausenden von Jahren und wir träumen immer noch von unrealistischen Idealen, von absoluter Freiheit und Gleichheit, vergessen aber, dass die Essenz dieser Werte und Konzepte, die jede Art von Beschränkungen ablehnt, im Gegensatz zu unserem heutigen demokratischen Verständnis, steht!

Wir glauben an Freiheit und Gerechtigkeit, ignorieren aber die Tatsache, dass den Begriffen die wahre realistische Funktion fehlt!

Seit dem Eintritt einiger Kulturen in das Zeitalter der Massendemokratie – infolge des Untergangs vieler Monarchien und der Ausweitung des Wahlrechts nach dem Ersten Weltkrieg – übernahmen so gut wie alle politischen Systeme den Anspruch, das Ideal eines sich selbst bestimmenden Volkes zu verwirklichen, und dementsprechend ist Demokratie der Traum vieler Kulturen geworden, und viele Menschen erstrebten dieses Ziel, auch wenn es ihnen das höchste Gut, ihr Leben, kostete.

Demokratie ist aber nichts anderes als die Diktatur im Engelskostüm aus Seide. Selbstverständlich ist der Umfang der Freiheit größer und die Menschen haben „mehr“ Rechte, aber die Krone der Macht trägt nun das Geld, wie es der Fall in Europa ist, wo eine Banknote das Schicksal von Millionen von Menschen beeinflusst! Und von einer absoluten Freiheit können wir definitiv nicht sprechen. Auch der Begriff "Gleichheit" wird überbewertet.

Friedrich Nietzsche bemerkte einst, die Existenz der menschlichen Gesellschaft könne nur auf der Grundlage des Vorhandenseins menschlicher und sozialer Unterschiede gebaut werden, und diese Disproportionalität sei das, was diese Gesellschaft ausmache. Die Sklavenschicht existiere in jeder Zeit, nur verkörpere sie neue Gestalt in verschiedenen Formen. Die geistigen, kulturellen und materiellen Unterschiede zwischen den Schichten ermöglichen die Existenz der menschlichen Gesellschaft, wie wir sie heute kennen. Ein Mangel an Harmonie – in dem Sinne die Gleichheit und das Verschwinden der Unterschiede – würde die Entropie der Gesellschaftsordnung erhöhen.

Die gesellschaftlichen Koordinaten des kulturellen und materiellen Kapitals – die sich mit dem Bourdieuschen Feld-Begriff erklären lassen – bewahren die Balance und Kulturordnung der Gesellschaft.

Die Rolle des Sklaven kann auch die Gesellschaft selbst spielen. Was glauben Sie, wie konnten die Europäer ihren wirtschaftlichen Wohlstand aufrecht erhalten? Nicht auf Kosten Afrikas und mehrerer Entwicklungsländer?

Die heutigen wirtschaftlichen Systeme führen uns zu egoistischen Tendenzen und zur Liebe zur Macht und brutalem Kampf ums Überleben. Das Wirtschaftssystem spiegelt sich in unserer psychischen Befindlichkeit wieder, und diese psychische Befindlichkeit wiederum wirkt sich auf unser Wirtschaftssystem aus. Wir leben als Individuen, die von dem Wunsch getrieben sind ein Mehr zu haben und ein Optimum zu erwirtschaften. Das muss ein Ende haben, sonst ruiniert das System das moralische Verhalten vieler Menschen und züchtet weiter Egoismus, und irgendwann stehen wir vor einer Dekadenz. Doch je liberaler eine Gesellschaft wird, desto komplizierter wird es, moralische Verbindlichkeit herzustellen. Wir erleben einerseits eine Übermoralisierung in der Gesellschaft, etwa in der ganzen Panikökonomie, andererseits Moralverlust in den Gesellschaftsschichten. Es mangelt an mehr Verantwortungsbewusstsein aller gesellschaftlichen Schichten, und besonders vom Staat.

Sind Werte wie Gerechtigkeit und Gleichheit eine Illusion?!

Natürlich überstände unsere Rasse die Brutalität unserer animalischen Zuneigungen und die Folgen einer moralischen Dekadenz ohne die menschlichen moralischen Doktrinen und Theologien nicht. Denn unsere evolutionsbedingte Fähigkeit zur Moral diente zur Prävention solcher Dekadenz.

Charles Darwin lag nicht falsch mit der Behauptung, die sozialen Instinkte, wie Empathie, Kooperation und moralischer Sinn hätten sich durch natürliche Selektion entwickelt. Dies bedeutet aber nicht, dass diese „Fähigkeit zur Moral“, unsere animalischen Triebe komplett eliminiert hat.

Ja, wir sind alle Menschen, aber wir unterscheiden uns immens! In unserer Meinung, im Denken, Ehrgeiz und Zielen, und dieser Unterschied ist so groß, dass wir nie von einer absoluten Gleichheit sprechen dürfen! Es gibt Menschen, die sind geboren, um zu führen und Verantwortung zu übernehmen, und andere, geboren, um ihnen zu folgen! Dass Menschen geführt werden müssen, und dass Menschen geführt werden wollen, ist eine geerbte Eigenschaft aus dem Tierreich, und dies spiegelt sich in unserem Umgang miteinander wieder. In der Arbeit, in der Schule, Zuhause oder in einer beliebigen Gruppe. All diese Unterschiede evidieren, dass weder die Essenz der Gerechtigkeit noch die der Gleichheit uns Menschen zugänglich werden.

Tatsächlich sind die Gerechtigkeit bzw. die Gleichheit nichts anderes als moralische Kriterien - Illusionen - die wir brauchen, um uns vor unserem Selbstbild rechtfertigen zu können. Dementsprechend prallen wir ständig gegen die Wand des Idealismus. Das Seltsame, aber auch Logische daran ist, dass wir diese Wand ehren und deren Aufbau unterstützen. Stellen Sie sich unsere Gesellschaft ohne Werte wie Freiheit, Gerechtigkeit oder Gleichheit vor, wäre sie wirklich nicht funktionsfähig?

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