top of page

5 stoische Leitsätze für ein erfülltes Leben

  • Saif Al Basri
  • 8. März 2016
  • 4 Min. Lesezeit

1) Du brauchst ein Ziel im Leben

Erfolgstrainer und Motivationsgurus erzählen uns oft, man solle sich möglichst hohe Ziele setzen, um die Motivation zu erhöhen. Doch in den häufigsten Fällen passiert genau das Gegenteil; das Frustpotenzial des Scheiterns wird zur Realität.

Der Stoizismus hat nichts gegen große Vorstellungen oder was in der Zukunft erreicht werden kann. Im Gegenteil, die meisten Stoiker waren voller Ehrgeiz und Elan; doch sie zweifelten das Träumen und felsenfestes Streben nach Reichtümern, Lüsten und Genüssen an. Denn wer strebt, wird enttäuscht.

Ein erfülltes Leben ist das, was ein Ziel und einen Zweck hat. Die Stoiker verfolgen den Ansatz, dass ein Mensch bei der Erfüllung seiner Ziele stets Glück empfindet, und beim Gegenteil immer Leid verspürt. Misserfolg und Verlust werden uns immer begleiten; die Frage ist, wie minimiere ich mein Leiden?

Darum ist der erste Schritt der Philosophie, Verluste zu vermeiden, indem alles Gegenständliche als gleichgültig vorausgesetzt wird.

Dies ist die Essenz der stoischen Philosophie – mit einem Ziel zu leben und nach einem Sinn zu suchen.

Wenn wir tief im Herzen nicht erkennen, was wir genau wollen, was wir in unserem Leben erreichen möchten, dann werden wir zu einer leichten Beute für zahlreiche Doktrinen und Ideologien, welche diese Ahnungslosigkeit und diese innerliche Leere als Brennstoff sehen.

Ein zielloses Leben verschwendet unsere Ressourcen und zerstreut unsere Aufmerksamkeit. Wie oft stellen die Leute fest, dass sie ihr ganzes Leben für Andere und nicht für sich gelebt haben?

Daher sollten wir uns immer die Frage stellen: möchte ich ein erfülltes Leben führen und ein würdiges Erbe hinterlassen?

2) Dankbarkeit

Jede Art von Übung, dankbar zu sein, bereichert unser Leben und fügt diesem mehr Farben hinzu – Farben des bereits Existierenden.

Dankbarkeit ist eine Tugend, die unter Stoikern allgemein hohes Ansehen genoss. Seneca sagte: „[...] wer einen Vorteil mit Dankbarkeit entgegen nimmt, zahlt die erste Rate seiner Schuld zurück.“; und auch Marcus Aurelius beginnt das ertse Buch „Meditationen“ mit einer ergreifenden und dankerfüllten Abrechnung seiner Verschuldung gegenüber seiner Familie, seinen Freunden, Lehrern und anderen wichtigen Menschen in seinem Leben, von denen er etwas gelernt hat.

Wer regelmäßig meditiert oder eine andere Form der Reflexion, mit dem Ziel der Selbstverbesserung, praktiziert, sollte es als wichtigen Schritt in Erwägung ziehen, sich ein Paar Minuten Zeit dafür zu nehmen, sich all jene Dinge, Personen, Ereignisse eines Tages ins Bewusstsein zu rufen, für die er besonders dankbar ist.

Du hast eine Familie, einen guten Freund, eine Frau und ein gesundes Kind, aber visualisierst du auch die Möglichkeit, wichtige Menschen zu verlieren? Bist du dankbar für das, was du besitzt? Wenn nicht, beginne damit!

3) Lerne, im Rahmen des Möglichen zu leben

Dass jeder Geist eine Abwechslung brauche, wusste schon der große Stoiker Seneca. Wissen und Intelligenz sind wichtig, aber damit allein kann man kein ausgeglichenes Leben führen, Freizeit, Spaß, kulturelle Events, Kunst, Sport und Musik gehören zum ausgeglichenen Leben liefern die notwendige Abwechslung.

Seneca erklärte sogar, dass es sinnvoll wäre, ab und zu, einmal tief in den Wein hineinzufallen, aber nicht darin zu ertrinken. Das wirkliche Glück sei jedoch weiterhin unser wachsender, eigener Geist.

Die Idee dabei ist es nicht, uns vom sozialen Umfeld zu isolieren, vielmehr geht es um das sinnvolle Recourcenmanagment. Was heißt das genau?

Deine Zeit ist nicht unendlich, genauso wenig sind es deine physischen und mentalen Kräfte; teile sie dir sinnvoll ein. Stell dir vor, deine Zeit ist dein Kapital; investiere es sinnvoll. Denn, wenn du all deine Zeit und Energie falsch einsetzt, sind diese vergeudet, wie z.B. Wut, Groll und ständige Angst, was bleibt tatsächlich übrig für deine Hobbys, Ziele, Meditation und wichtige Menschen in deinem Leben?

Sei dir also selbst deinen Stärken und Schwächen bewusst und verzichte auf Angeberei. Kein Vergleich ist nötig, wenn es um die Entwicklung des eigenen Geistes geht.

4) Du hast nur den Moment, weder die Vergangenheit noch die Zukunft

Marcus Aurelius sagte, das wahre Glück liege in dem Genuss der Gegenwart; und damit hat er Recht.

Du kannst weder die Vergangenheit ändern noch die Gegenwart, das Kontinuum, kontrollieren. Daher ist eine fatalistische Attitüde viel hilfreicher als eine anhängliche, trauernde Haltung.

In der Essenz des stoischen Ethikbegriffes steht das Wort „Apatheia“, welches häufig mit „Apathie“ ins Deutsche übersetzt wird, was den Sinn des Wortes in diesem Fall aber verfehlt. Die Stoiker meinen damit nicht den Zustand der Gleichgültigkeit. Sie verstehen "Apatheia" eher als einen Zustand der Impassibilität, der Erleidenslosigkeit oder als einen inneren Zustand der Ruhe.

Diese innere Ruhe ist die Säule einer stabilen Psyche. Wenn wir Leid und Trauer hinnehmen, absorbieren und unsere Handlungsunfähigkeit, etwas in der Vergangenheit zu ändern, nachvollziehen, erst dann können wir den Moment erfüllt leben und sinnvoll für die Zukunft planen. Nur dann befreien wir uns von dem Leid der Vergangenheit.

5) Bleibe diszipliniert

Dass unsere modernen Gesellschaften ziemlich verweichlicht sind, im Vergleich zu unserer Geschichte, ist kein Geheimnis mehr. Werte wie Tapferkeit, Ritterlichkeit, Familienzusammenhalt und Tugendhaftigkeit werden oft unterbetont. Die hyperbolische Akzentuierung der individualisierten Dimensionen schaffen einen großen Raum für Passivität und Bequemlichkeit. Man verliert oft seine Ruhe, lässt sich leicht durch Technologie und Konsum ablenken und verlernt den weisen Umgang mit Konflikten.

Der Stoizismus lehrt uns, dass wir erst unser Inneres kontrollieren müssen, bevor wir versuchen, unser Umfeld zu kontrollieren. Bevor wir versuchen, die Welt zu einem besseren Ort zu machen, sollten wir mit uns anfangen. Denn der Versuch unser Umfeld zu kontrollieren, endet oft nur in Enttäuschung.

Epiktet sagte: „Mit Würde leben und mit Aufwand leben ist nicht das nämliche. Ersteres wird durch Enthaltsamkeit, Genügsamkeit, durch geordnetes Wesen und durch Wohlverhalten sowie durch Einfachheit erzielt; letzteres erscheint im Geleit von Zuchtlosigkeit, Üppigkeit, Unordnung und Sittenlosigkeit.“

Ein Stoiker muss auch in glücklichen Zeiten ständig an sich arbeiten und versuchen sich weiter zu verbessern. Je mehr wir in diesen Zeiten an unseren Kräften und Potentialen arbeiten, umso wahrscheinlicher ist es, dass wir auch in schwierigen Zeiten auf stoische Qualitäten zurückgreifen können.

Denn Disziplin unterdrückt negative Tendenzen und Faulheit; sie regt die Willenskraft, Entschlossenheit und Selbstbeherrschung an. Disziplin ist einfach eine erfolgreiche Meme, die sich über Jahrtausende als bewährt gezeigt hat. Ein Erfolgsrezept, was du dir aneignen solltest.

Comments


bottom of page